/ / Tirza

(c) Diogenes Verlag 2oo9

Traurig. Verstörend. Schön. – Egal, welche Attribute man in welcher Reihenfolge verwendete, sie würden diesem Roman bei Weitem nicht gerecht. Mit “Meneer” Jörgen Hofmeester hat der Niederländer Arnon Grünberg abermals einen Charakter geschaffen, der neurotisch sein Leben zu meistern versucht. Vom Chef halbherzig in den unfreiwilligen Vorruhestand komplimentiert, sieht er sich nicht nur einer plötzlich heimgekehrten Ex-Ehefrau ausgeliefert – nein, auch seine jüngste und liebste Tochter konfrontiert ihn ausgerechnet jetzt mit der Tatsache, dass sie nach dem Abitur für eine Weile nach Afrika gehen möchte und dabei von ihrem neuen Freund begleitet wird, der für Hofmeester frappierende Ähnlichkeit mit Mohammed Atta aufweist…

Wer nun allerdings auf eine schräg-heiter-lakonische Geschichte hofft, sieht sich schon bald getäuscht:
Während man in den ersten Kapiteln zwar noch Zeit und Gelegenheit für ein leichtes Lächeln findet, wenn Meneer Hofmeester seinen Sarkasmus beizeiten am Esstisch serviert (oder Tagträumen nachhängt/Flugreisenden hinterherwinkt), werden die eigenen Beobachtungen mit fortlaufender Lektüre zunehmend atemloser – anfangs nur eingestreut, später dauerhaft. Aus der anfänglich scheinbaren Beiläufigkeit entwickelt sich Fassungslosigkeit. Schockstarre.

Sehr, sehr große Gefühle… vielleicht noch nie so groß wie hier, und eine Geschichte, wie sie unvorhersehbarer und erschütternder nicht sein könnte.

Daher zweifellos eine
Bewertung: sehr gut
“Tirza” von Arnon Grünberg [ Übersetzer: Rainer Kersten / Originaltitel: "Tirza" ]
ISBN 9783257066371 [diogenes, Gebundene Ausgabe, 21.90EUR] – HABEN!!
ISBN 9783257239379 [diogenes, Taschenbuch, 11.90EUR] – HABEN!!

Rezensent: Torsten Woywod Kategorie: Druckfrisch.

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