Jan 31

(c) mare Verlag 2oo9

„Das Paradies ist eine Insel. Die Hölle auch.“

Der „Atlas der abgelegenen Inseln“ wurde von der Stiftung Buchkunst zum schönsten Buch des Jahres 2009 gekürt, und wenn die es nicht getan hätte, dann hätte ich es getan.
Judith Schalansky stellt auf jeder Doppelseite eine Insel vor, zumeist solche, von denen man noch nie gehört hat, und auf die man in der Tat niemals gelangen wird. Auf der rechten Seite findet sich jeweils eine Karte der Insel (alle im selben Maßstab) und auf der linken Seite ist der Name der Insel angegeben, teilweise auch mehrere Namen oder Namen in unterschiedlichen Sprachen, ihre Größe, die Einwohnerzahl, darunter auf einem Entfernungsstrahl die Entfernung zum Festland und die zur nächstgelegenen in diesem Buch beschriebenen Insel, und auf einem Zeitstrahl ein paar wichtige Daten.
Und darunter ein Text, etwas mehr als eine halbe Seite, auf der keineswegs die wichtigsten Fakten über die Insel zusammengefasst werden, sondern ziemlich willkürlich ein Punkt herausgegriffen wird. … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 28
/ / Rot wie die Nacht
icon1 Torsten | icon2 Druckfrisch | icon4 01 28th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Weissbooks 2o1o

In letzter Zeit entdecke ich tatsächlich eine neue Seite an mir: Ausgeprägte Bibliophilie, die sich nicht auf Geschriebenes beschränkt, sondern die äußere Gestaltung und gesamte Aufmachung gleichberechtigt in meine Beurteilung und mein Buchlieben einschließt.

Und so dauerte es dann auch eine ganze Weile, bis ich mich der eigentlichen Lektüre von Daniel Zahnos “Rot wie die Nacht” widmen konnte – zuviel galt es im Vorfeld zu entpacken und bestaunen: Das knallige und dennoch harmonisch-stimmige Cover, die vielen und z.T. versteckten Texte der Umschlagrückseite und selbstverständlich auch das lackierte Schwarz auf dem Mattschwarz des Buchdeckels… einzig die bedruckten Seiten im Buchinnern hätten eine Nuance stärker gebleicht sein können, Umweltfreundschaft hin oder her, denn so wirken sie etwas fremdlich zwischen den Deckeln und bescheren dem Titel minimale Abzüge in der B-Note.

Achja, worum es geht? … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 27
/ / Thaddeus und der Februar
icon1 Isabo | icon2 Druckfrisch | icon4 01 27th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Eichborn Verlag 2o1o

Der Roman fängt so an:

Thaddeus
Wir saßen auf dem Berg und sahen den Ballons zu. Die Flammen in den Ballons erhitzten die Hüllen, bis sie in Neonfarben blühten. Die Kinder spielten Vorhersage.
Sie zeigten auf Löcher am Himmel und warteten. Manchmal blühten alle Ballons gleichzeitig und bildeten ein Lichterzelt über der Stadt, unter deren Dächern die Traurigkeit des Februars wuchs.
Nächte wie diese werden bald nicht mehr sein, flüsterte mir Selah ins Ohr.

Die Traurigkeit des Februars liegt über der Stadt. Der Februar herrscht schon viele hundert Tage. Als erstes wird das Fliegen verboten, die Ballons dürfen nicht mehr aufsteigen, Vögel müssen zu Fuß gehen, nichts darf mehr fliegen. Alles ist immer nur kalt und traurig. Dann verschwinden Kinder. Einige von ihnen werden später tot aufgefunden; ertrunken, erfroren. Eine Gruppe von Männern formiert sich, sie nennen sich Der Ausweg und suchen nach einem ebensolchen. Sie erklären dem Februar den Krieg. Thaddeus schließt sich ihnen an, sie probieren alles mögliche, um wieder Wärme und Licht in die Stadt zu bringen, das Eis zu schmelzen, den Februar zu bekämpfen. … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 26
/ / Zwei, drei, vier. Wie ich eine Familie wurde
icon1 Isabo | icon2 Druckfrisch | icon4 01 26th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Sankt Ulrich Verlag 2o1o

Beziehungsweise: Wie ich eine Familie wurde, mit mitgelieferten Betonungszeichen auf dem Cover, damit wir Leser auch ja den Witz verstehen, sagen Sie mal, Herr Verlag, halten Sie uns eigentlich für doof? Und wo wir schon dabei sind: auch für blind? Haben Sie sich das Cover mal selbst angesehen? Wenn ja: Warum um alles in der Welt tun Sie so was?

Entschuldigung, das musste erstmal raus, so was ärgert mich über alle Maßen. Das ist nämlich ein zauberhaftes Buch, das ein hübsches Cover verdient hätte. Damit Menschen es in der Buchhandlung spontan in die Hand nehmen und kaufen. Und damit ich mich in der Bahn nicht zwingen muss, es schön hochzuhalten, damit es alle sehen, obwohl ich mich eigentlich schäme, mit so was gesehen zu werden. Da wird in der Werbung ein Vergleich zu Axel Hacke und Jan Weiler gezogen, haben Sie, Herr Verlag, sich mal angeguckt, wie deren Bücher aussehen? Also.
So. Jetzt fange ich aber an. … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 21
/ / Das war ich nicht
icon1 Isabo | icon2 Druckfrisch | icon4 01 21st, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Antje Kunstmann 2o1o

Jasper Lüdemann ist ein deutscher Aktienhändler an einer Bank in Chicago. Er will einem Kollegen aus der Klemme helfen, verspekuliert sich dabei aber und macht reichlich Verluste für seine Bank.
Henry LaMarck ist ein berühmter Schriftsteller, der nun schon zum zweiten Mal für den Pulitzerpreis nominiert ist. Dummerweise hat er irgendwann behauptet, er schriebe an einem Roman über den 11. September, tatsächlich steckt er aber in der Krise und schreibt gar nicht. Sein Chicagoer Verlag wartet, ebenso wie der deutsche Verlag, auf das Manuskript.
Meike Urbanski ist seine deutsche Übersetzerin, die gerade aus ihrem immer bürgerlicher werdenden Leben in Hamburg geflohen ist und sich ein heruntergekommenes Häuschen in Friesland gekauft hat. Sie ist pleite und braucht dringend das Manuskript von Henry LaMarck.
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Jan 20
/ / Distanzschule
icon1 Torsten | icon2 Zurückgeblättert | icon4 01 20th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) yedermann Verlag 2oo7

Würde dieses Buch einen Untertitel tragen, lautete er wahrscheinlich “Die hohe Kunst des Enjambements”. – Es ist tatsächlich eindrucksvoll [ungewöhnlich], was Herr Hindringer diesbezüglich und überhaupt zu Papier gebracht hat; selbst die Lektüre dessen erfordert eine gewisse Übung:
Regelmäßig fährt man zu Beginn mit dem eigenen Leseverständnis an die Wand, weil eine Zeile/ein Gedanke abgeschlossen scheint – sich aber mit Beginn der nächsten Zeile schon wieder als Autobahnauffahrt herausstellt.
Mal wird man auf diese Weise absichtlich fehlgeleitet, ein anderes Mal von neonhellen Sätzen auf eine Kurzreise mitgenommen, an einigen Stellen fungieren einfallsreiche Wort[neu]schöpfungen als Stopschild nebst Ruhebank.
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Jan 14
/ / Lichtjahre entfernt
icon1 Torsten | icon2 Druckfrisch | icon4 01 14th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) s.Fischer 2oo9

Ich frage mich gerade, inwiefern es anmaßend erscheint oder gar ist, wenn ein einfacher Buchhändler einen Titel verreißt, der 2009 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises vertreten war… ?!

Es ist so: 2005 war ich in Wiesbaden unterwegs und stattete dabei auch der Großbuchhandlung “Buch Habel” einen Besuch ab. Die hatten wirklich schöne Büchertische und so kaufte ich mir für die Zugrückfahrt “Das Gefühl am Morgen” von -ihr ahnt es schon- Rainer Merkel. ‘Spontankauf’ nennt man so etwas wohl – und die Lektüre war ganz nett, wirklich.

Umso gespannter war ich nun, als ich den vielgelobten Titel “Lichtjahre entfernt” aufschlug – übrigens ebenfalls als Bahnlektüre. … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 13
/ / Zwei an einem Tag
icon1 Isabo | icon2 Druckfrisch | icon4 01 13th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Kein & Aber AG 2oo9
Der Roman beginnt so:

Freitag, 15. Juli 1988
Rankeillor Street, Edinburgh
„Ich glaube, das Wichtigste ist, irgendwas zu verändern“, sagte sie. „Du weißt schon, wirklich zu verbessern.“
„Wie, meinst du ‚die Welt verbessern’?“
„Nicht gleich die ganze Welt. Nur das kleine Stück um dich rum.“
Für einen Augenblick lagen sie schweigend und eng umschlungen in dem schmalen Einzelbett, dann lachten beide in der Dunkelheit vor Sonnenaufgang leise vor sich hin. „Ich kann es nicht fassen, dass ich das gesagt habe“, stöhnte sie. „Klingt ganz schön abgedroschen, was?“
 

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Jan 10
/ / Die Gewinner stehen fest!
icon1 Torsten | icon2 Allgemeines | icon4 01 10th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Kathrin Hester 2oo9

 

Ja, richtig gelesen. – Die Gewinner unseres Weihnachts-Gewinnspiels stehen fest und lauten wie folgt:

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Jan 8
/ / Idylle mit ertrinkendem Hund
icon1 Isabo | icon2 Zurückgeblättert | icon4 01 8th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Deuticke 2oo8

Das Buch beginnt so:
Nur drei meiner Bücher hat Dr. Beer lektoriert. Die Arbeit am vierten brach er ab – wie er mir in einem handgeschriebenen Brief mitteilte, „nach gesundheitlichen Erwägungen“. Ich weiß es besser. Er schämte sich vor mir – wegen der Ereignisse, die während unserer letzten gemeinsamen Arbeit vorgefallen waren: die Geschichte mit dem Hund. Kann sein, dass es ihm nicht recht ist, wenn ich diese Geschichte hier erzähle. Aber: Er war nicht nur mein Lektor, sondern auch mein Lehrer, und er hatte stets betont, Literatur, die auf irgendetwas oder irgendjemanden Rücksicht nehme, sei nichts wert.

Der Lektor ist überhaupt ein kluger Mann, scheint’s. Er besucht den Autor bei sich zu Hause, um gemeinsam am aktuellen Buch arbeiten zu können; ein Novum, sonst hat man sich immer im Verlag getroffen. Jetzt reist … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 6
/ / Räuberhände
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(c) mairisch 2oo9

Der Roman beginnt so:
Meine Eltern lieben Samuel. Und er liebt sie. Wenn Samuel mich nervt, nenne ich ihn manchmal Adoptivkind, das ist sozusagen sein wunder Punkt. Seit Samuel und ich in einer Klasse sind, sind wir befreundet. Fast sieben Jahre jetzt. Und seitdem schläft Samuel fast jede Nacht bei uns. Er hat schon lange ein eigenes Bett in meinem Zimmer. Meine Eltern haben es ihm geschenkt. Natürlich haben sie mich vorher gefragt, ob das in Ordnung für mich ist, sie würden so etwas niemals über meinen Kopf hinweg entscheiden. Aber es ist nicht so, dass ich etwas dagegen hätte. Ich bin nicht eifersüchtig. Samuel ist mein bester Freund und wenn meine Eltern mich nicht gefragt hätten, hätte ich sie wahrscheinlich gefragt. … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 2
/ / Beaufort
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(c) Arche 2oo9

Das Buch beginnt so:
Wenn ihr die Geschichte wirklich hören wollt, dann wollt ihr wahrscheinlich als erstes wissen, wo ich herkomme und was ich für Eltern hatte und den ganzen Scheiß aus den Inuit-Legenden, wie manche von uns ihr Fell abwerfen, den aufrechten Gang lernen und Menschen werden. Aber eigentlich ist mir nicht danach, auf irgendwas davon einzugehen, denn es ist sterbenslangweilig, und wenn es mich schon langweilt, dann euch allemal.
[Das ist, zur Erklärung, ein Zitat des Anfangs des Fängers im Roggen.]

Der Eisbär Beaufort lebt mit seiner Mutter in der Beaufortsee. Es gibt kaum noch Robben zu fressen, die Polkappen schmelzen, und eines Tages … Den Artikel weiterlesen… »