Aug 16
/ / Kupidos Chronik
icon1 Isabo | icon2 Zurückgeblättert | icon4 08 16th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Osburg Verlag 2009

Der Roman beginnt so:
Kupido Kakerlak kroch nicht auf die übliche Weise aus dem Mutterleib, sondern schlüpfte aus den Geschichten, die sie erzählte. Vielerlei Gestalt nahmen sie an, diese Geschichten. In einer hieß es, seine Mutter sei Jungfrau und riemendünn, und niemand habe auch nur geahnt, dass sie schwanger war. Bis der kleine Kümmerling da war. Ein andermal sagte man, sie sei seltsam lange recht deutlich schwanger gewesen, habe einen richtig dicken Bauch gehabt, drei oder vier Jahre lang, ehe dann der Berg eine Maus gebar. Je nachdem, wie sie gelaunt war und in welcher Phase der Mond gerade stand, behauptete sie, es sei gar nicht ihr Kind, sondern einfach von einem Fremden, der zufällig des Nachts vorbeigekommen sei und dessen Gesicht sie nie gesehen habe, in ihrer Hütte abgelegt worden, gleich nach der Geburt; die Nachgeburt habe noch an der Nabelschnur gehangen.

Es ist um 1760. Der … Den Artikel weiterlesen… »

Jul 7
/ / Das Vogelzimmer
icon1 Isabo | icon2 Zurückgeblättert | icon4 07 7th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Kiepenheuer & Witsch 2009Auf diesen kleinen Roman bin ich wegen einer hymnischen Rezension gestoßen. Die war so toll, dass ich mir ein Stück daraus notiert habe – glücklicherweise, denn inzwischen ist sie offline – da schrieb nämlich Stefan Beuse im Titel-Magazin:

Wenn das also alles ist, geht’s darum auch in Chris Killens wundervoll spleeniger, herzzerreißend neurotischer und abgrundtief trauriger, schräg-schöner Liebesgeschichte Das Vogelzimmer. Aber auf diesen gerade mal 170 Seiten stehen Sätze, die den Himmel aufreißen lassen, die einen schluchzen machen können vor Glück.
Dieser Sprachkosmos ist durchweht von einem ganz eigenen Zauber, der einen so packt, dass die Liebesgeschichte auch auf „technischer“ Ebene funktioniert: Man kann sich als Leser ganz und gar in dieses Buch verknallen, und spätestens an dieser Stelle muss Henning Ahrens für seine Übersetzung gedankt werden, die so unglaublich gut ist, dass man froh ist, nicht den Originaltext daneben zu haben – einfach aus Angst, er könne nicht dieses magische Fluidum aufweisen, diesen sehr speziellen untergründigen Humor, diese Lebensklugheit und Größe. … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 20
/ / Distanzschule
icon1 Torsten | icon2 Zurückgeblättert | icon4 01 20th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) yedermann Verlag 2oo7

Würde dieses Buch einen Untertitel tragen, lautete er wahrscheinlich “Die hohe Kunst des Enjambements”. – Es ist tatsächlich eindrucksvoll [ungewöhnlich], was Herr Hindringer diesbezüglich und überhaupt zu Papier gebracht hat; selbst die Lektüre dessen erfordert eine gewisse Übung:
Regelmäßig fährt man zu Beginn mit dem eigenen Leseverständnis an die Wand, weil eine Zeile/ein Gedanke abgeschlossen scheint – sich aber mit Beginn der nächsten Zeile schon wieder als Autobahnauffahrt herausstellt.
Mal wird man auf diese Weise absichtlich fehlgeleitet, ein anderes Mal von neonhellen Sätzen auf eine Kurzreise mitgenommen, an einigen Stellen fungieren einfallsreiche Wort[neu]schöpfungen als Stopschild nebst Ruhebank.
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Jan 8
/ / Idylle mit ertrinkendem Hund
icon1 Isabo | icon2 Zurückgeblättert | icon4 01 8th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Deuticke 2oo8

Das Buch beginnt so:
Nur drei meiner Bücher hat Dr. Beer lektoriert. Die Arbeit am vierten brach er ab – wie er mir in einem handgeschriebenen Brief mitteilte, „nach gesundheitlichen Erwägungen“. Ich weiß es besser. Er schämte sich vor mir – wegen der Ereignisse, die während unserer letzten gemeinsamen Arbeit vorgefallen waren: die Geschichte mit dem Hund. Kann sein, dass es ihm nicht recht ist, wenn ich diese Geschichte hier erzähle. Aber: Er war nicht nur mein Lektor, sondern auch mein Lehrer, und er hatte stets betont, Literatur, die auf irgendetwas oder irgendjemanden Rücksicht nehme, sei nichts wert.

Der Lektor ist überhaupt ein kluger Mann, scheint’s. Er besucht den Autor bei sich zu Hause, um gemeinsam am aktuellen Buch arbeiten zu können; ein Novum, sonst hat man sich immer im Verlag getroffen. Jetzt reist … Den Artikel weiterlesen… »

Jan 6
/ / Räuberhände
icon1 Isabo | icon2 Zurückgeblättert | icon4 01 6th, 2010| icon3Kommentare deaktiviert

(c) mairisch 2oo9

Der Roman beginnt so:
Meine Eltern lieben Samuel. Und er liebt sie. Wenn Samuel mich nervt, nenne ich ihn manchmal Adoptivkind, das ist sozusagen sein wunder Punkt. Seit Samuel und ich in einer Klasse sind, sind wir befreundet. Fast sieben Jahre jetzt. Und seitdem schläft Samuel fast jede Nacht bei uns. Er hat schon lange ein eigenes Bett in meinem Zimmer. Meine Eltern haben es ihm geschenkt. Natürlich haben sie mich vorher gefragt, ob das in Ordnung für mich ist, sie würden so etwas niemals über meinen Kopf hinweg entscheiden. Aber es ist nicht so, dass ich etwas dagegen hätte. Ich bin nicht eifersüchtig. Samuel ist mein bester Freund und wenn meine Eltern mich nicht gefragt hätten, hätte ich sie wahrscheinlich gefragt. … Den Artikel weiterlesen… »

Dez 29
/ / Über Fußball
icon1 Torsten | icon2 Zurückgeblättert | icon4 12 29th, 2009| icon3Kommentare deaktiviert

(c) bombus Verlag 2oo9

Ich gestehe: Eine gewisse Skepsis war durchaus vorhanden [um sie nicht 'Vorurteile' zu nennen], als ich dieses Buch zur Hand nahm. – Verfasst von einem ehemaligen Fußballer [zugegeben: sicherlich nicht irgendeinem], das Cover noch dazu mit dem D:SF-Signet verziert… ein literarisches Qualitätsversprechen sieht anders aus.

Aber, um es im Sportjargon zu sagen: Ich wurde klassisch verladen. Dieses Buch ist ganz und gar außergewöhnlich, faszinierend, anders, beeindruckend, überraschend, großartig, und in jedem Fall: Empfehlenswert!

Jorge Valdano, 1986 Fußball-Weltmeister mit Argentinien, versammelt und vermischt Essays, Glossen, Anekdoten, … Den Artikel weiterlesen… »

Dez 17
/ / Die Selbstmordschwestern
icon1 Isabo | icon2 Zurückgeblättert | icon4 12 17th, 2009| icon3Kommentare deaktiviert

(c) rowohlt 2oo4

Der Roman beginnt so:

An dem Morgen, als die letzte Lisbon-Schwester Selbstmord beging – Mary diesmal, mit Schlaftabletten wie Therese -, wussten die Sanitäter schon genau, wo die Schublade mit den Messern war, wo der Gasherd und wo im Keller der Balken, an dem man das Seil festbinden konnte. Wie immer viel zu langsam, unserer Meinung nach, stiegen sie aus dem Rettungswagen, und der Dicke murmelte tonlos: „Wir sind hier nicht im Fernsehen, Leute. Schneller geht’s nun mal nicht bei uns.“ Vorbei an den bis ins Monströse gewachsenen Büschen trug er das schwere Atemgerät über den verwilderten Rasen, der vor elf Monaten, als die Geschichte begonnen hatte, zahm und akkurat gepflegt gewesen war.

„Wir“ sind die Jungs aus der Nachbarschaft. Sie … Den Artikel weiterlesen… »

Jul 27
/ / Weiße Nächte
icon1 Torsten | icon2 Zurückgeblättert | icon4 07 27th, 2009| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Insel Verlag

„Weiße Nächte“, vormals auch unter dem Titel „Helle Nächte“ erschienen, ist nicht nur ein wiederentdeckter Klassiker, sondern -für mich persönlich- die größte, schönste und zugleich traurigste Liebesgeschichte überhaupt.

Es gibt Leute, die bringen genau jene Attribute mit “Dshamilja” von Tschingis Aitmatow in Verbindung, doch dieser Titel ließ mich vergleichsweise kalt.

Die weißen Nächte sind ein Phänomen St. Petersburgs: Über einen Zeitraum von circa zwei Wochen im Sommer welkt die Sonne nur, statt unterzugehen, und die Dunkelheit setzt/bleibt aus.

In einer genau solchen Nacht … Den Artikel weiterlesen… »

Mai 9

(c) Aufbau Verlag 2oo8

Frauen sind überkritisch, was ihre Figur angeht, während Männer diesbezüglich eher selbstgefällig und narzisstisch veranlagt sind – so lautet das Klischee. Einen amüsanten und kurzweiligen Gegenbeweis tritt Rolf Bläsings “Der Halbmarathon-Mann” an:

Ralf Rimbach, Anfang 30, Protagonist, Systemadministrator und -vor allem- Single, wird alle zwölf Monate nicht nur ein Jahr älter, sondern auch drei Kilogramm schwerer.
Diese Entwicklung beobachtet er schon seit einer ganzen Weile, doch erst als er Julia Jenner in der Firma begegnet, entschließt er sich, der fortwährenden Gewichtszunahme entschieden entgegenzuwirken.

Mit Hilfe einiger Zeitschriften ermittelt er die geeignetste Sportart und stellt sogleich fest, dass ihn schon das bloße Testergebnis zum Schwitzen bringt: Laufen.
Doch er nimmt die Herausforderung an und lässt sich auch nicht davon beirren, dass er bei seiner ersten Trainingseinheit … Den Artikel weiterlesen… »

Apr 2
/ / Ergebenst, Euer Schurik
icon1 Torsten | icon2 Zurückgeblättert | icon4 04 2nd, 2009| icon3Kommentare deaktiviert

(c) Hanser Verlag 2oo5

Als mir dieses Buch kürzlich -eher zufällig- in die Hände fiel, musste ich an Traudl denken.

- Meine ehemalige Kollegin hatte mir von diesem Titel vorgeschwärmt, als er vor vier Jahren erschienen war; inzwischen ist er auch als Taschenbuch erhältlich, und es ist nun an mir, zu schwärmen:
Ljudmila Ulitzkaja entwirft eine ganz wunderbare Geschichte, deren Bilder -im Stile großer russischer Erzählkunst- zu leuchten vermögen, dabei aber nicht weltschmerzend daherkommt, sondern… ja, intim.

Schurik wächst ohne Vater im sowjetischen Moskau auf und wird -stattdessen- von Mutter und Großmutter erzogen. … Den Artikel weiterlesen… »