/ / Alice

(c) s.Fischer Verlage 2oo9

Es gibt Vielschreiber – und es gibt Judith Hermann.
Sechs Jahre nach “Nichts als Gespenster” erscheint mit “Alice” das dritte Werk der Berliner Autorin, das -soviel erscheint sicher- kontroverse Meinungen provozieren wird.

In “Alice” versammeln sich fünf Kurzgeschichten auf 192 Seiten, die lose miteinander verwoben sind und neben der titelgebenden Protagonistin auch das Thema gemein haben: Den Tod.

Kontroverse Meinungen wird es deshalb geben, weil das Buch in keinster Weise ‘spektakulär’ angelegt ist: Die Handlung ist auf der äußeren Ebene eher minimal gehalten und bezieht ihre eigentliche Spannung und Stärke eher aus dem inneren Erleben der Protagonistin… aus Persönlichkeit und Persönlichem. Auch die Sprache beschränkt sich auf Wesentliches:
Parataxe, keine Schnörkel – und dennoch poetisch.

Und wieder einmal wird deutlich, dass Judith Hermann eine großartige Beobachterin ist: Sie seziert nicht nur Gefühle und Empfindungen ganz exakt, sondern zeichnet tatsächliche Kulissen mit Worten nach, dass man das Gefühl hat, inmitten zu sitzen.
Zum Beispiel in Kapitel drei: Eine vietnamesische Blumenverkäuferin wird skizziert, die im Bahnhof ‘Prenzlauer Allee’ sitzt und schläft. Diese Blumenverkäuferin gibt es wirklich [ich kaufte sogar einst Blumen bei ihr] – und durch die Lektüre dieses Buches hatte ich sie -mit einem zeitlichen Abstand von nunmehr zwei Jahren- vor Augen, als wäre ich ihr erst gestern letztmalig begegnet…

Dennoch muss ich gestehen, dass mich gestehen, dass mich das Buch trotz aller Stärken -zum Teil- etwas ratlos zurückließ…

Insgesamt daher nur eine

Bewertung: gut-
“Alice” von Judith Hermann
ISBN 9783100331823 [Fischer Verlag, Gebundene Ausgabe, 18.95EUR] – HABEN!!
ISBN 9783867174350 [der Hörverlag, Hörbuch (4 CDs), ca. 19.95EUR] – HABEN!!

Rezensent: Torsten Woywod Kategorie: Druckfrisch

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