/ / Das Glück in glücksfernen Zeiten

(c) Hanser Verlag 2oo9

Der neue Genazino, jüngst nominiert für den “Preis der Leipziger Buchmesse”, hinterließ mich -ehrlich gesagt- etwas verstört.

- Dabei ist auch dieser Roman grundsätzlich in Genazino-typischer Manier konstruiert: Protagonist Dr. phil. Gerhard Warlich tritt nach erfolgreichem Studium eine Stelle als Wäscheausfahrer an. Langsam arbeitet er sich nach oben, bis er schließlich Geschäftsführer der Wäscherei ist. Alles erscheint bestens, bis die -zu erwartenden- Unglücke ihren Lauf nehmen: Warlich verliert sich mehr und mehr in seinen melancholischen Tagträumen und idealistischen Illusionsfluchten, was schließlich seine Kündigung zur Konsequenz hat. Und auch die “Schule der Besänftigung”, ein loser Gedanke Warlichs, an dessen Entspinnen er so sehr Gefallen findet, dass er schließlich im Kultusministerium sitzt, findet keine Umsetzung, da sich seine Frau schließlich nicht anders zu helfen weiß, als ihn in die Psychiatrie einzuweisen.
Vielleicht sind einige Gedankengänge Warlichs als Hinarbeitung hierauf zu verstehen – anders erschließt sich mir nicht, warum das permanente Philosophieren und Ableiten von Alltagsbeobachtungen bisweilen ins Abstruse abdriftet…

Sprachlich ist auch dieses Werk über jeden Zweifel erhaben, und es ist gewiss kein schlechtes Buch; mir persönlich fehlt allerdings eine sehr wichtige Zutat: Die Möglichkeit der Identifikation.

Daher nur die
Bewertung: befriedigend +
“Das Glück in glücksfernen Zeiten” von Wilhelm Genazino
ISBN 9783446232655 [Hanser, Gebundene Ausgabe, 17.90EUR] – HABEN!!
ISBN 9783455306583 [Hoffmann und Campe, Hörbuch (4 CDs), ca. 26.95EUR] – HABEN!!

Rezensent: Torsten Woywod Kategorie: Druckfrisch.

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