/ / Rot wie die Nacht

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In letzter Zeit entdecke ich tatsächlich eine neue Seite an mir: Ausgeprägte Bibliophilie, die sich nicht auf Geschriebenes beschränkt, sondern die äußere Gestaltung und gesamte Aufmachung gleichberechtigt in meine Beurteilung und mein Buchlieben einschließt.

Und so dauerte es dann auch eine ganze Weile, bis ich mich der eigentlichen Lektüre von Daniel Zahnos “Rot wie die Nacht” widmen konnte – zuviel galt es im Vorfeld zu entpacken und bestaunen: Das knallige und dennoch harmonisch-stimmige Cover, die vielen und z.T. versteckten Texte der Umschlagrückseite und selbstverständlich auch das lackierte Schwarz auf dem Mattschwarz des Buchdeckels… einzig die bedruckten Seiten im Buchinnern hätten eine Nuance stärker gebleicht sein können, Umweltfreundschaft hin oder her, denn so wirken sie etwas fremdlich zwischen den Deckeln und bescheren dem Titel minimale Abzüge in der B-Note.

Achja, worum es geht? - Ich zitiere:

“Bezaubernd, elegant, geistreich: Die Fremde, die Ben im Zugabteil gegenübersitzt, fasziniert ihn auf den ersten Blick. Alena, die schöne Unbekannte, wird bald schon seine Geliebte. Ben gerät in eine amour fou, die, wie sich herausstellt, nur schwer zu leben ist. Denn Alena ist an ihre Familie gebunden. Und auch Ben verstrickt sich, ohne es zu wollen, mehr und mehr in seine eigene Biographie.”

Klingt ansprechend, ist es auch, wobei ich gestehen muss, dass ich mich erst zur Hälfte des Romans so richtig darin einfinden konnte und mich zuvor gar einmal ärgerte: Kapitel Zwei und Fünf enden mit nahezu gleichlautender Formulierung! – Gut, damit muss man immer vorsichtig sein, schließlich ist alles letztendlich und irgendwie als übergeordnete Metapher auslegbar, aber in diesem Fall machte dies schlichtweg keinen Sinn, und es handelt sich hierbei immerhin um vier[!] ganze Zeilen. Edit: Nach nicht einmal einem Tag muss ich mich an dieser Stelle nicht nur korrigieren, sondern zudem herzlichst entschuldigen, denn die kritisierte Wiederholung wurde -also doch- ganz gezielt eingesetzt. Nachdem sich der Knoten in meinem Kopf auch über Nacht nicht lösen wollte, schrieb ich heute Morgen eine Email an Dr. Weiss vom Weissbooks Verlag, die zur Folge hatte, dass er -gemeinsam mit dem Autor Daniel Zahno[!]- per Email-Antwort für Aufklärung sorgte. Demnach wird das Stilmittel der Wiederholung gewählt, um das “scheinbar Banale” mit “dem Herz der Geschichte” zu verbinden und aufzuzeigen, “wie sich im Kleinen das Große spiegelt”. – Ich bin nicht nur für die Aufklärung sehr dankbar, sondern zudem regelrecht geplättet, dass sich weder Verlag noch Autor zu schade sind, auf eine Einzelfrage derart dezidiert einzugehen… unglaublich charmant, wirklich!

Glücklicherweise trifft man aber auch auf Passagen wie “Sie schüttelten sich die Hände, sahen sich an und schwiegen, zu dritt bildeten sie eine Insel des Schweigens, inmitten der Ausgelassenheit und des Trubels, der an ein Straßenfest erinnerte” [S.84] und der Roman gewinnt insgesamt an Schwung, Stimmung[en] und Überraschungsmomenten, die ihrem Namen -vor allem zum Ende hin- mehr als gerecht werden und mich zu folgendem Schluss kommen lassen:

Beurteilung: gut (+) [Auch hier gibt es einen 'Edit', ja.]

“Rot wie die Nacht” von Daniel Zahno

ISBN 9783940888471 [Weissbooks Verlag, Gebundene Ausgabe, 17.9oEUR] - HABEN!!

Rezensent: Torsten Woywod Kategorie: Druckfrisch

 

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