/ / Zwei, drei, vier. Wie ich eine Familie wurde

(c) Sankt Ulrich Verlag 2o1o

Beziehungsweise: Wie ich eine Familie wurde, mit mitgelieferten Betonungszeichen auf dem Cover, damit wir Leser auch ja den Witz verstehen, sagen Sie mal, Herr Verlag, halten Sie uns eigentlich für doof? Und wo wir schon dabei sind: auch für blind? Haben Sie sich das Cover mal selbst angesehen? Wenn ja: Warum um alles in der Welt tun Sie so was?

Entschuldigung, das musste erstmal raus, so was ärgert mich über alle Maßen. Das ist nämlich ein zauberhaftes Buch, das ein hübsches Cover verdient hätte. Damit Menschen es in der Buchhandlung spontan in die Hand nehmen und kaufen. Und damit ich mich in der Bahn nicht zwingen muss, es schön hochzuhalten, damit es alle sehen, obwohl ich mich eigentlich schäme, mit so was gesehen zu werden. Da wird in der Werbung ein Vergleich zu Axel Hacke und Jan Weiler gezogen, haben Sie, Herr Verlag, sich mal angeguckt, wie deren Bücher aussehen? Also.
So. Jetzt fange ich aber an.
Die Blogosphäre kennt Maximilian Buddenbohm als Autor der Herzdamengeschichten. Eins seiner wiederkehrenden Blogthemen ist seine Familie, und um die dreht sich auch das Buch: um die Herzdame und die eher herzlos durchnummerierten Söhne, Sohn 1 und Sohn 2. Ich gestehe es lieber gleich, ich bin mit den Buddenbohms befreundet, bin Patentante von Sohn 2, ich kann also nicht behaupten, ich wäre unbefangen an dieses Buch gegangen. Im Gegenteil, ich habe immer Angst vor Büchern von Freunden, denn: was, wenn ich es nicht mag?
Nun ja. Ich habe zwei Nächte bis zwei Uhr gelesen, weil ich es nicht weglegen konnte. Und das, obwohl ich die einzelnen Kapitel schon allesamt als Blogeinträge gelesen hatte. Teils schon vor Jahren, ausnahmsweise kommt mir hier mal mein schlechtes Gedächtnis zugute, ich lese das meiste wie zum ersten Mal. Und bin wirklich bezaubert. Inhaltlich gibt es nicht viel zu sagen: Mann trifft Frau, sie heiraten und kriegen Kinder. Knallerstory. Die wird aber auf eine so charmante Weise erzählt, dass man sie, ich schwör’s, tatsächlich so noch nicht gelesen hat. Denn der kompromisslose Pragmatismus der Herzdame aus dem bodenständigen Nordostwestfalen und die liebevolle Ironie, mit der Maximilian Buddenbohm zum einen die Herzdame, und zum anderen sich selbst betrachtet, sind schon wirklich speziell. Speziell liebenswürdig. Mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der er sich selbst und das Leben nicht ganz ernst nimmt, lässt er die Macken aller anderen gelten (hier vor allem die der Herzdame, aber in seinem Blog sieht man, dass das auch für alle anderen gilt). Selbstironie und Großzügigkeit gegenüber anderen als grundsätzliche Lebenseinstellung – man wünscht sich mehr solche Menschen auf der Welt. Jaja, große Worte, schon gut. Will sagen: lest dieses Buch. Und habt Spaß. Ich habe manchmal laut gelacht, und das, obwohl ich die Geschichten kannte.

 

“Zwei, drei, vier. Wie ich eine Familie wurde” von Maximilian Buddenbohm

ISBN 3867441383 [Sankt Ulrich Verlag, 16.90 EUR] – HABEN!!

Rezensent: Isabel Bogdan Kategorie: Druckfrisch

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